Aktuelles
„Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, aber damit ist das Problem nicht behoben. Landesweite Präventionsprogramme gegen Rassismus und Diskriminierung an Schulen!
Antrag auf der Juso-Landeskonferenz
Rassismus und Diskriminierung sind Teil des alltäglichen Schullebens in Deutschland und auch in NRW. Diskriminierendes Verhalten zeigt sich dabei auf unterschiedlichen Ebenen und reicht von geteilten Beiträgen, Kommentaren und Posts mit rechtsradikalem Gedankengut in sozialen Netzwerken oder WhatsApp-Gruppen bis hin zu Ausgrenzung und Mobbing im Klassenzimmer oder dem Pausenhof, und somit Rassismus- und Diskriminierungserfahrung in mitten des Schulalltags.
Als Jungsozialist*innen bildet der Kampf gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung jeglicher Art eine zentrale Säule unseres Handelns. Demnach wollen wir dieses Problem anerkennen und so eine Schulkultur schaffen, die geprägt ist von Akzeptanz, Empathie und Zusammenhalt.
“Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” – dieser Titel wird seit knapp 30 Jahren an Schulen in Deutschland vergeben. Das Programm bildet mittlerweile mit mehr als 3000 Schulen das größte Schulnetzwerk Deutschlands und fördert damit das Engagement der Schulen vor Ort gegenüber Rassismus und Diskriminierung. Es zielt darauf ab, Schulen zu Orten des respektvollen Miteinanders und der Vielfalt zu machen und dabei Schüler*innen vor allem zu ermutigen aktiv gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung vorzugehen. Doch wird die Verpflichtung gegenüber dem Konzept „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ überhaupt ernstgenommen? – Wir sagen: Nicht genug!
Die meisten Schulen tragen das Siegel mit ganzem Stolz und halten es bei jeder Veranstaltung vor die Kamera, doch letztendlich wird präventiv nur unzureichend etwas unternommen.
Es sollte nicht als ein Siegel zur Selbstdarstellung angesehen werden, sondern als eine tatsächliche Verpflichtung und ein kontinuierlicher Prozess zur Schaffung einer inklusiven und respektvollen Schulumgebung. Dafür wollen wir, die NRW Jusos, uns stark machen, denn wir erkennen, dass Symbole alleine nicht ausreichen, um echten Wandel zu bewirken!
Schule ist ein Ort, an dem junge Menschen nicht nur Wissen erlangen, sondern auch Werte und Einstellungen entwickeln. Rassismus kann das Lernumfeld stark negativ beeinflussen, indem er Schüler*innen diskriminiert, ausgrenzt und verletzt. Durch die tatsächliche Umsetzung von „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ soll eine Atmosphäre geschaffen werden, die Vielfalt, Toleranz, und Respekt fördert und so allen Schüler*innen hilft, sich sicher und akzeptiert zu fühlen, unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion.
Insgesamt wird dadurch die Botschaft deutlich, dass Rassismus nicht toleriert wird und das jeder dazu beitragen kann eine respektvolle Umgebung zu schaffen.Denn indem Rassismus an Schulen bekämpft wird, bewirken wir echte Veränderungen in der Bildungslandschaft und legen den Grundstein für eine inklusive Gesellschaft, in der jeder die gleichen Chancen verdient und wertgeschätzt wird.
Daher fordern wir:
Die Umsetzung des Programms „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ und damit konkrete Maßnahmen, um die Ziele dieses Programms zu verwirklichen.
Es braucht:
a) Bildung und Sensibilisierung:
Die Lösung muss es sein, Rassismus zum Unterrichtsthema zu machen. Lehrkräfte müssen in der Lage sein, den Schüler*innen ein Verständnis von Rassismus auch im Alltag zu vermitteln und das Bewusstsein für Vorurteile zu schärfen. Die Schule muss ein Lernort sein, an dem aktive präventive Arbeit gegenüber Diskriminierung und Rassismus geleistet wird.
In diesem Zuge muss die Bedeutung des Siegels „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ für alle bewusst gemacht werden. Nur so kann ein tieferes Verständnis erreicht werden.
Genauso muss eine diverse Erinnerungskultur gestärkt werden, die eine Sonderstellung im Geschichts-/Politikunterricht erhalten muss. Dabei muss in gleichermaßen auf aktuelle Ereignisse eingegangen und diese ggf. miteinander in Beziehung gesetzt werden.
Wir, als NRW Jusos, setzen uns dafür ein, dass an allen Schulen in NRW antirassistische Präventionsprogramme flächendeckend und regelmäßig finanziert und angeboten werden. Dabei sollten Angebote sowohl für Schüler*innen als auch spezifische Fortbildungen für Lehrkräfte gestellt werden.
Mögliche Angebote sind beispielsweise:
- Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus NRW (MOBIM)[1]: Durch die jeweiligen Bezirksregierungen durchgeführte Beratungen und Unterstützung gegen Rechtsextremismus.
- “90 Minuten gegen Rechts”[2]: Ein Konzept der DGB-Jugend. In einem Workshop setzen sich beispielsweise Schulklassen in unterschiedlichen Modulen mit Rechtsextremismus auseinander.
- Angebote des Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen (IDA NRW)[3]: Das IDA-NRW bietet Angebote zur Auseinandersetzung mit Rassismuskritik und Rechtsextremismus in Institutionen, um beispielsweise bei der Jugendarbeit eine angemessene Pädagogik zu unterstützen.
b) Einbeziehung der Schulgemeinschaft
Eine relevante Voraussetzung dafür ist eine auf das Problem sensibilisierte Schulgemeinschaft.
Es ist entscheidend, die gesamte Schulgemeinschaft aktiv in Maßnahmen gegen Rassismus einzubeziehen. Schüler*innen, Lehrkräfte, Eltern und das nicht-pädagogische Personal sollten gemeinsam daran arbeiten, eine inklusive und respektvolle Umgebung zu schaffen.
c) Klare Richtlinien und Konsequenzen/ Verhaltenskodex:
Lehrkräfte sollten über die Problematiken Bescheid wissen und es sollten flächendeckend Richtlinien und Verfahren zur Bekämpfung rassistischer Vorfälle in der Schulgemeinschaft festgelegt werden. Diese Richtlinien sollten von allen respektiert und durchgesetzt werden, um ein Nulltoleranzklima für Rassismus zu schaffen.
Auch wenn das bereits an vielen Stellen gut funktioniert, zeigen Erfahrungen aus der Praxis immer wieder auch negative Beispiele im Umgang mit Rassismus und Diskriminierung an Schulen. Das Problem liegt dort im fehlenden Bewusstsein. Lehrer*innen reproduzieren gesellschaftliches Verhalten. Rassismus im Alltag wird beispielsweise in einigen Fällen gar nicht als solcher wahrgenommen – so beschreibt es Prof. Dr. Fereidooni [4].
Im Zuge dessen müssen Lehrkräfte auf ihre Neutralitätspflicht hingewiesen werden und insbesondere im Politikunterricht auf den Beutelsbacher Konsens (Überwältigungsverbot, Kontroversität, Schülerorientierung).
d) Etablierung einer unabhängigen Meldestelle „Rassismus an Schule“
Jede Schule in NRW sollte über eine unabhängige Meldestelle „Rassismus an Schule“ verfügen mit Lehrkräften als Antidiskriminierungsbeauftragte für spezielle Fälle. Somit könnten Schüler*innen rassistische Vorfälle ohne Angst vor Repressalien melden. Zudem trägt die Meldestelle dazu bei, dass rassistische Vorfälle ernst genommen und angemessen behandelt werden (Prävention und Intervention), was zur Schaffung eines respektvollen und inklusiven Schulklimas beiträgt.
e) Kontinuierliche Evaluation:
Eine regelmäßige Überprüfung und Bewertung der Bemühungen der Schule im Kampf gegen Rassismus ist wichtig. Durch eine kontinuierliche Evaluation durch Umfragen an die Schulgemeinschaft können Schwachstellen identifiziert und Maßnahmen zur Verbesserung entwickelt werden.
f) Förderung von Diversität und Inklusion:
Die Schule sollte Programme und Aktivitäten fördern, die die Vielfalt der Schüler*innen und Kulturen feiern. Durch die Förderung von Diversität und Inklusion wird eine Atmosphäre geschaffen, in der sich alle Mitglieder der Schulgemeinschaft akzeptiert und respektiert fühlen.